Freitag, 5. Januar 2007
 
Divide et impera
Teile und herrsche - die wohl bekannsteste Römische Weisheit scheint auch 1600 Jahre nach Ende des Imperiums noch genug Anhänger zu haben.
Schön sehen kann man das am Irak, wo die USA langsam Angst vor der schiitischen Bevölkerungsmehrheit bekommen. Schön, daß diese gerade ihren ehemaligen, sunnitischen, Diktator gelyncht hat. Was dem Rest der Welt höchstens ein paar weinerliche Kommentare wert ist, schürt unter den Sunniten nur noch mehr den Hass auf alles Schiitische. Schlecht für das Land, das schwer mit Terroristen aus allen Teilen der arabischen Welt zu kämpfen hat und damit noch einen Schritt näher auf den Bürgerkrieg zugeht - aber gut für die US- Statthalter, die sich so wuderbar als friedliebende Vermittler zwischen den Parteien aufspielen können.

Die Stimmung in Tikrit bei der Tagessau
 
Von: ericpp um 18:53hworldkommentieren

 
Darauf wollt ich schon ne geraume Zeit antworten....

Zuerst einmal finde ich es nicht verkehrt, wenn im Irak diejenigen das Land regieren, die nun einmal die Bevölkerungsmehrheit stellen. Im Grunde ist dies in westlichen Demokratien (wenn man einmal politische Parteien zugrundelegt) ganz ähnlich. In der arabischen Welt hingegen existieren keine politischen Parteien in dem westlichen Verständnis (zumindest nicht mehrparteientechnisch) und daher konzentriert sich die Politik viel auf Clan- und Stammeswesen.
Das Dilemma der USA besteht nicht vordergründig darin, dass sie absichtlich teilen und herrschen. Irgendwann -viel zu spät- haben sie erkannt, dass es nicht ganz falsch sein könnte, wenn man mit der Opposition (und den Kriegsverlierern) -nämlich den Sunniten- auch mal redet. Ich mag aber nicht allein bei den USA die Schuld hierfür suchen. Zum einen haben sich die Sunniten viel zu spät (wenn sie es überhaupt getan haben) von dem Gedanken verabschiedet, die entscheidende Rolle im Staat zu spielen. Das aber werden sie vorerst im jetzigen Irak nicht mehr tun und das auf absehbare Zeit nicht. Und die Schiiten haben schlicht den kollektiven Siegesrausch zur Rache genutzt und mal gezeigt, wer der neue Herr im Hause ist.
Nicht umsonst ist es in den Kurdengebieten sehr ruhig, beinahe friedlich. Kein Zufall.

Die Art und Weise, wie man letzten Endes ein Urteil vollstreckt, offenbart ganz offensichtlich die Schwäche der momentanen irakischen Regierung. Schnell musste es gehen und es schien alles in allem sehr improvisiert. Ich habe neulich -entweder in der Washington Post oder der NY Times- eine Aussage eines US-Offiziers gelesen, wonach a) die USA versucht haben, die Hinrichtung weiter hinauszuzögern und b) der Ansicht waren, dass man dies wenn schon, dann anders machen müsse...
Hinterhertrauern wird dem Menschen wohl kaum einer (außer dem Klientel seines Clans). Auch und erst recht nicht in der arabischen Welt, wo der Mann über eine Dekade lang der Schrecken seiner Nachbarn war (Iran, Kuwait....zusätzlich Ansprüche an Saudi-Arabien). Man mag wegen mir gerne Aktivist gegen die Todesstrafe sein, nur halte ich es für falsch, dies exemplarisch am Fall Saddam hochzuziehen. Man darf auch über die Nürnberger Kriegsverbrecher- und Folgeprozesse denken, was man möchte, aber ich gebe ehrlich zu, dass sich mein Bedauern einem Hermann Göring oder einem Hans Frank gegenüber etwas in Grenzen hält. Contra Todesstrafe sehr gern, nur darf man da auch mal in Richtung Iran blicken, wo 15jährige Mädchen am Kran aufgeknüpft werden, weil die das gemacht haben, was eben 15jährige Mädels in dem Alter so machen.