Freitag, 22. September 2006
 
Kitzeln
Heute Morgen durfte ich zwei junge Menschen mit Migrationshintergrund beim Kitzeln beobachten.
Das mit dem Migrationshintergrund ist ja einfach zu erkennen, wenn der junge Herr einen dunklen Teint hat und die junge Dame ein Kopftuch trägt.
Umso erstaunlicher, daß sie eine (zumindest nach gewissen religiösen Vorstellungen) so intime Handlung in aller Öffentlichkeit vollziehen.

Zumindest fragt man sich da doch, wo denn die vielbeschworenen Parallelgesellschaften sind, von denen [Problem-] Stoiber und Konsorten immer sprechen.
 

 
Wo? Soll ich Ihnen Adressen zukommen lassen? ;)

Ich bin ja kein Freund Stoibers, aber dass bei uns Parallelgesellschaften existieren - in manchen Regionen/Stadtteilen mehr, in anderen weniger - ist wohl kaum zu leugnen.

Es spricht ja niemand davon, dass alle Menschen mit Migrationshintergrund diesen angehören müssen.
 
 
Keine Bange, hier in Frankfurt kann ich solche Stadtteile problemlos finden, wenn ich will.
...in manchen Regionen/Stadtteilen mehr, in anderen weniger...
Wo setzen Sie denn die Grenze zur Parallelgesellschaften? Wieviele Prozent Frauen müssen ein Kopftuch/Männer Bart und Kaftan tragen damit Sie den Bewohnern dieser Gegend eine mangelnde Integrationsfähigkeit bescheinigen?
Ich sehe auch, daß diese Menschen 'anders' sind, aber Parallelgesellschaften, was die Stoibers dieses Landes so gern ans Ersatzbegriff für Ghettos nehmen, also an sowas glaub ich nicht.
 
 
Ich sehe keinerlei Zusammenhang zwischen Kopftuch oder Bart und Grad der Integration. Habe ich nirgendwo behauptet.

Parallelgesellschaften sind nicht unbedingt "sichtbar" durch irgendwelche äußeren Merkmale, sondern ein soziologisches Phänomen. Banal gesprochen, zu mehr bin ich gerade nicht fähig: Diese Menschen sind der deutschen Sprache oft nicht mächtig und haben auch meist kein Bedürfnis, daran etwas zu ändern, sie bewegen sich nur unter Menschen ihrer Nationalität, ziehen sich ansonsten komplett zurück und haben keinen Zugang zu dem Land, in dem sie eigentlich leben. Und dass dies - ich denke da vor allem an die Zukunft der Kinder - auf Dauer nicht gut gehen kann, ist ja offensichtlich. Diese Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.

Ich habe keine Ahnung, wie Stoiber den Ausdruck "Parallelgesellschaften" verwendert, es gibt da ja auch nicht die einzig richtig Definition. Mit ein Grund, weshalb der Begriff oft so populistisch verwendet wird.

Aber wie Sie das nun nennen wollen, ob Ghetto, Parallelgesellschaft oder sonst wie, ist doch egal. Tatsache ist, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund mangelhaft bis gar nicht integriert sind, und dass dies negative Effekte auf deren Leben sowie auf das Leben ihrer Kinder und Enkel hat und in Zukunft haben wird.
 
 
Sie treffen
meine Auffassung dazu exakt auf den Punkt, Frau Blütenstaub. Nur, weil man nicht unbedingt mit Scharfmachern à la Stoiber und Beckstein auf einer Linie liegt, folgt daraus nicht zwingend, dass alles wohlbestellt wäre in Sachen Multikulti und Integration.

Parallelgesellschaft, so wie ich diesen Begriff verstehe, ist das, wa man nicht unbedingt von außen sieht: Die Zwangsheiraten, der Ehrenmord-Kodex und all das. So schön es ist, wenn man inzwischen auch mal einen Mehmet mit seiner Kopftuch-Aysche öffentlich am Rumknutschen sieht (sorry für das Stereotyp) - Fakt ist, dass wir es hier mit Bevölkerungsteilen zu tun haben, in dem Werte gepredigt werden, die mit unseren gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen nur bedingt kompatibel sind.

Allerdings würde ich das Problem auch nicht exklusiv bei unseren türkuschen Mitbürgern sehen. Zum Teil sind die nach meinen Beobachtungen besser integriert als die sogenannten Russlanddeutschen, die sich darauf ausruhen, dass ihr Urgroßvater mal nen deutschen Schäferhund hatte...
 
 
mmmh,

bei den Argumenten kann ich größtenteils zustimmen - auch wenn ich sie nicht unter dem Schlagwort 'Parallelgesellschaft' zusammenfassen würde.
Zur Zwangsheirat tut Aufklärung not. Ehrenmorde sind zum Glück Seltenheit, öfter wird es passieren, daß 'böse Töchter' aus der Familie verstoßen werden wenn ein allzu freizügiger Lebenswandel durchsickert und die Familie ihre Ehre in Gefahr sieht.

Wobei ich mich frage, in welchem Maße es auch politisch gewollt ist, daß diese Menschen jetzt und in Zukunft die unterste Gesellschaftsschicht darzustellen haben.
 
 
Wer spricht denn in diesem Zusammenhang von "unterster Gesellschaftsschicht"? Ist mir noch nicht zu Ohren gekommen.

Und dass Ehrenmorde eine Seltenheit sind, kann ich so auch nicht stehen lassen. Nicht mal in Deutschland ist dies so. Selbst wenn dem so wäre: Jeder einzelne ist einer zu viel und darf niemals geduldet werden. Im Gegenteil - muss öffentlich thematisiert werden!
 
 
Jeder Mord egal aus welchem Beweggrund ist einer zuviel, da stimme ich also zu.
Trotzdem glaube ich, daß eine geradezu überwältigende Mehrzahl dieser Menschen, genau wie wir, einfach nur ... leben will und ihre Konflikte im Rahmen der Gesetze der Bundesrepublik Deutschland löst.