Mittwoch, 26. Juli 2006
 
Siemens- Lufthaken, geladene Kondensatoren und ein baufälliger Dachboden
Damals, kurz nach dem Krieg... nein, ganz so alt bin ich noch nicht. Aber also ich Mitte der 90er noch meine gar wunderbare Ausbildung bei einem rosafarbenen Konzern genoß, und das nicht alleine, denn wir waren zu Zehnt, da mußten wir uns immer lustige Späße einfallenlassen um den Tag besser herumzubekommen.
Besonders beliebt war es, die Unerfahrenheit von Praktikanten oder naiven Mitauszubildenden auszunutzen. So schickten wir sicher jeden Praktikanten einmal ins Lager, um Siemens- Lufthaken* zu holen die wir gaanz dringend brauchten.
ebenfalls beliebt war es, einen Kodensator (natürlich einen möglichst großen Elko mit fetter Kapazität) zu laden, und einem überraschten Menschen zuzuwerfen. Die Freude in seinen Augen war meist unbeschreiblich.
Fieser jedoch war man zu einem Berufsschulkollegen namens T., der ein besonders dankbares Opfer für solche Späße abgab:
Einmal sollten Eimer mit irgendwelchem Müll (altes Öl, Altmetall, keine Ahnung mehr was) weggebracht werden. Man erzählte dem armen T. also, daß die Eimer Nitroglycerin enthalten, das keine Erschütterung vertrage. Die Sorgfalt mit der T. die Eimer dann von A. nach B. Beförderte war unbeschreiblich - der Ausdruck in seinen Augen, als der Lagerist an Punkt B. die Eimer mit viel Schwung 'nach hinten' warf einfach göttlich.
Ein andermal wurde T. weisgemacht, daß das Dachgeschoß seines Ausbildungsbetriebs (ein mittelgroßes Krankenhaus) morsch sei und es nur wenige sichere Stellen gebe auf die man treten könne. Der Geselle ging voraus, und T. sollte immer in seine Fußstapfen treten. Also gings erstmal im Zickzack quer über den Speicher, T. hechelte hinterher. Dann legte der Geselle noch einen Zahn zu, und T. mußte, da er den Anschluß verlor, mitten auf dem Speicher stehenbleiben, umgeben von 'morschem' Holz und sah sich schon in den Abgrund stürzen.

*Siemens- Lufthaken: Ein nichtexistentes Produkt, dessen Namen nur möglicht warscheinlich klingen soll um Unbedarfte ins Bockshorn zu jagen.
 
Von: ericpp um 16:41hstorieskommentieren

 
In anderen Ausbildungsberufen
schickt man den Prakti oder Lehrling ins Materiallager, um "Gewichte für die Wasserwaage" zu holen.

Den Abschuss brachte aber ein Fahrdienstleiter bei der Post. Einer der Aushilfsfahrer (hyperintelligenter Abiturient mit dicker Brille) hatte beim Betanken seines Pakettransporters (MB 507 oder so was) den Tankdeckel verschlampt und dies dem Schichtleiter gebeichtet. Der schickte unseren Freund los, um das offene Tank-Loch mit einer leeren Cola-Flasche provisorisch zu verschließen. Unser Kollege geht erst mal Kleingeld wechseln, zieht dann ne Pulle ausm Automat, pumpt sie ab und versucht sie dann Hals voran in das Einfüll-Teil am Auto zu stecken - was irgendwie nicht so richtig passt (was aber nur einen wirklich überrascht hat). Naja egal, der Junge geht zum Fahrdienstleiter und berichtet, das haue ja wohl nicht hin. Darauf fragt der, Was fürn Auto war das nochmal? Der 507er? Dann probiers mal mit ner Fanta-Flasche. Unnötig zu erwähnen, dass nochmal das gleiche Spiel losgeht, Kleingeld besorgen, Flasche ausm Automat ziehen, austrinken, reinstecken, passt nicht. Erst da dämmerte es ihm, dass man ihn wohl hoppgenommen hatte...
 
 
Das ist ja auch ne putzige Story. Einmal wär ich sicher auch gelaufen. Aber zweimal - das ist T. wie er leibt und lebt *lach*

Ich denke auch, daß jeder Beruf so seine Späße und Initiationsriten hat. Dem Frischfleisch muß ja irgendwie klar gemacht werden, auf welcher Stufe der Hackordnung es vorerst steht.