Mittwoch, 22. März 2006
 
Der Gau passiert...
und das nicht weit von ihnen entfernt. Das junge Liebespaar Hannah und Elmar muß fliehen, bevor Die Wolke ihre radioaktive Fracht ablädt.
Doch von Anfang an geht alles schief. Die Lehrer nehmen die Alarmsirenen nicht ernst, alle Autobahnen sind bereits hoffnungslos verstopft und Elmar schafft es nicht, Hannah mit dem versprochenen Auto abzuholen.
Nach einem Telefonat mit der Mutter, die mitten in der Todeszone festsitzt, macht sich Hannah samt ihrem kleinen Bruder allein auf den Weg - mit dem Rad wollen sie die 20km in die nächste Stadt zurücklegen und mit der Bahn zu entkommen.
Ohne Vorräte, an Polizeisperren und verzweifelten Menschen vorbei, versagt sie dann doch - ihr Bruder wird überfahren, und Hannah, dem Zusammenbruch nahe, von einer Familie mitgenommen. Doch auch den Kampf um einen Platz im Zug verliert sie, und bricht schließlich im radioaktiven Regen zusammen...
Am Ende landet sie in einem Auffanglager, wird bald durch die Chemotherapie gezeichnet, trifft Elmar wieder, sie lassen ihre Liebe wieder aufleben. Wendet sich für Überlebenden wenigstens jetzt alles zum guten?

Die Story ist absichtlich pessimistisch. Hannah und Elmar sind keine Helden, die ihre Liebsten retten, sondern Menschen, die schon vorher genug Probleme hatten - und jetzt auch noch das Kernkraftwerk. Hannah wankt, will den Worten der Politiker glauben, die (aus sicherer Entfernung, übers Radio) verkünden, daß es sicher sei, wenn man sich nur im eigenen Keller verkriecht - analog zur Duck and Cover- Kapagne des Kalten Krieges, kommt mit den Launen ihres Bruders nicht zurecht, der die Strapazen der Flucht nicht gewohnt ist, muß mit ansehen, wie dessen blutüberströmter Leichnam schließlich im Maisfeld verschwindest.

Trotz einiger drastischer Szenen hält sich der Film sehr zurück, arbeitet lieber mit Andeutungen. So läuft Hannah am Anfang des Filmes an einer Wand vorbei, die Picassos Guernica zeigt - als Zeichen, daß 'es' gerade passiert ist. Die Hektik, die ein friedliches Dorf innerhalb von Stunden zur Geisterstadt werden läßt, wird durch rasende Autos und einen verwüsteten Dorfplatz dargestellt. Das Verkehrschaos durch Polizeisperren an einem Ortsausgang, die Panik in der Todeszone, der Kampf um den letzten Zug werden nur schemenhaft wahrgenommen, wirken aber trotzdem bedrückend genug. Wenn sich im Krankenhaus ein Bett leert, bleibt genug für die Phantasie. Wenn sich die Bevölerung am Ende um unverseuchte Nahrung aus dem Ausland streitet, und kommen Bilder aus dem Geschichtsbuch hoch, die von der Situation im Nachkriegsdeutschland erzählen.

Alles in Allem ist die Wolke ein sehr ruhiger Film über ein ernstes Thema, der viel der Phantasie überläßt und vor Allem Einzelschicksale erzählt - so wie es andere Katastrophenfilme wie Dresden auch machen.
Dadurch fehlt mir leider die Information, wie verheerend die Wolke wirklich war. Wie schnell sie sich verbreitet, oder was sie alles im Körper anrichtet wird überhaupt nicht behandelt. Genauso kommt das zynisch- beschwichtigende Politikergewäsch, das im zugrundeliegenden Buch noch weit mehr Platz eingenommen haben soll, viel zu kurz.

Trotzdem ist es eine gute Möglichkeit, sich über die Auswirkungen von Kernkraft zu informieren. Denn die scheinen in letzter Zeit ein wenig in Vergessenheit zu gehen.