Donnerstag, 13. März 2008
 
Gentleman oder Affe?
Aus keinem besondern Anlaß habe ich heute morgen über eine gewisse Angewohnheit mancher 'Weibchen' philosophiert. Und zwar darüber, daß es manchen Damen einfach überpeinlich ist, einen Herren in der Öffentlichkeit einzuladen, sprich: das Geld für ein Getränk oder eine Kinokarte auf den Tisch zu legen.

Dabei hatte ich es in der Vergangenheit durchaus schon mit Vertreterinnen ihres Geschlechts zu tun, die sehr wohl in der Lage und auch willens waren, regelmäßig ihren Obelix Obolus zu gemeinschaftlichen Vergnügungen beizutragen. Um aber den Schein zu wahren, steckten sie mir den mehr oder minder großen Schein vorher heimlich zu so daß es aussah, als käme er aus meiner Tasche.

Ich frage mich dazu folgendes: Was möchten diese Damen damit erreichen?
Geht es darum, ein gewisses Revier abzustecken? 'Seht her ihr Konkurrenztinnen, ich habe den großen Fang gemacht, der ALLES bezahlt!'
Oder schämen sie sich dafür, daß sie selbst über liquide Mittel verfügen?

Ich muß ja zugeben, daß es mir dazu selbst peinlich ist, in diese 'Ernährerrolle' gedrängt zu werden. Und vor Allem frage ich mich dazu regelmäßig, was andere Anwesende wohl denken mögen. Halte die mich wirklich für einen tollen Gentleman, oder doch nur für einen dummen Affen, der sich die Aufmerksamkeit seiner weiblichen Begleitung regelmäßig erkaufen muß damit sie sich nicht einen besseren sucht?
 

 
Komplexe Frage.
Also: Meine Frau hat mir auch schon das eine oder andere Scheinchen zugesteckt vor dem Begleichen der Rechnung. Hätte nicht sein müssen, mein Ego kanns auch verkraften, dass die Dame zahlt. Was anderes wäre bei einem Teilzeit-Hausmann, der z.T. auf Kosten seiner Frau lebt, ja auch reichlich schizophren.

Man(n) kanns auch als Angebot sehen, das Gesicht gegenüber dem Kellner zu wahren und nicht als armer Schlucker dazustehen, der sich von einer Frau einladen lassen muss. Ich denke, da spielt trotz aller emanzipativen Sozialisation dann doch auch so ein bisschen der Wunsch nach traditionell-heiler Welt mit rein, in der eben auch die Geste zählt. Anderes Beispiel, gleiches Thema: Natürlich weiß meine Frau auch, dass die frischen Blumen, die ich regelmäßig auf den Esstisch stelle, streng genommen zu zwei Drittel oder dreiviertel von ihrem Geld bezahlt sind, das tut der Freude aber nicht wirklich Abbruch.
 
 
Ah okay, die Möglichkeit, mein Gesicht wahren zu können, kam mir gar nicht in den Sinn, da ich es nicht gerade als ehrenrührig empfinde, mich mal von einer Frau aushalten zu lassen.

Solche gegenseitigen Einladungen sollten ja auf Gegensätzlichkeit beruhen, denn sonst paßt was im Sympathiegefüge nicht. Und die Zeiten, als nur Männer über Geldmittel verfügten, sind ja schon längst vorbei.

Ich fürchte, das Beispiel mit den Blumen kann ich allerdings nicht gelten lassen. Hier kommt es mehr auf die Geste oder das Darandenken an, und nicht so sehr auf die investierten Kröten
 
 
Ich muss gestehen, dass mir solch ein Verhalten völlig fremd ist. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht auch mal einladen lasse - aber ich habe auch überhaupt kein Problem damit, meinen Teil oder auch die Gesamtrechnung selbst (und offen) zu zahlen.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das verheimlichen zu wollen. Tut mir leid, deshalb habe ich wohl auch keine Erklärung, so ein Verhalten ist mir nicht nur völlig fremd, sondern auch weitestgehend unerklärlich.

Ich könnte es höchstens auf inzwischen antiquierte Geschlechterrollen schieben - früher war es doch so üblich, dass der Mann für das Finanzielle zuständig war, da war es vielleicht nicht so hoch angesehen, wenn die Frau unabhängig war. Oder so.

Edit:
In Bezug auf mark793s Kommentar: Das kommt noch dazu. Da der Biologe und ich eh ein gemeinsames Konto haben, erübrigen sich solche Gedankenspiele sowieso.
 
 
Also bei uns gibt es 3 mögliche Varianten :)

1) es steht vorher fest, wer bezahl - Scheine oder Karten werden aber nicht zugesteckt
2) Wir entscheiden vor dem Kellner, dass wir es von unserer gemeinsamen Karte bezahlen
3) Wir entscheiden vor dem Kellner spontan wer bezahlt: "Schatz, zahlst du?" Frage ich dann ab und an :D
 
 
Auch eine sehr interessante Variante lieber Holy. Auf den Trichter, das im Angesicht des Kellnes auszudiskutieren, kam ich noch nicht. Wäre ja dann peinlich wenn beide feststellen, daß sie nicht genug Flüssiges dabeihaben und dann auch noch Karte daheim vergessen wurde.

'Schatz, ich geh schonmal vor. Soll ich Dir Deine Seifenoper aufzeichnen damit Du sie kucken kannst wenn Du hier mit Spülen fertig bist?'

@bina: Ob sich die Gedankenspiele, wer jetzt welchen Anteil an der gemeinsamen Wohnung/Auto/Blumenstrauß bezahlt, durch ein gemeinsames Konto erübrigen oder nur überdecken, sei mal dahingestellt. Es sollte aber keine Rolle spielen.
 
 
Genau darauf wollte ich hinaus - "Es sollte aber keine Rolle spielen".

Generell bin ich für ein gesundes Gleichgewicht. Und auch zu Anfang oder noch vor einer Beziehung - klar lasse ich mich gerne einladen, aber ab einem gewissen Punkt wäre es mir auch sehr unangenehm, wenn das so eine einseitige Geschichte wäre. Zumal ich ja auch kein Problem damit habe, eine Freundin zum Essen einzuladen - warum sollte es bei einem Mann anders sein?
Auch wenn ich in mancher Hinsicht sehr traditionell veranlagt bin - was das angeht, dann wohl doch nicht.
 
 
Das kenne ich so nicht. Wer bezahlt, bezahlt halt. Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht, werde das aber unbedingt mal beobachten.

Manchmal kommt es vor, dass ich dem Herrn meine Geldbörse gebe, weil ich mich nochmal "auffrischen" will. Aber ansonsten bin ich da ratlos.
 
 
Dann warte ich mal auf die Ergebnisse Ihrer Beobachtungen.
 
 
Ich schlage vor, wir zahlen dann einfach weiter jeder für sich selbst, haben wir doch bis jetzt ganz gut hingekriegt
(Zu Hause Kochen und Einladen ist natürlich was anderes. Ach ja, dann bin ich ja auch mal wieder dran! Ich such' mir mal ein Rezept raus )
 
 
Dann such mal, sonst komm ich dir zuvor.

Mit dem Spargeltopf hattest Du übrigens Recht - der braucht wirklich ewig, bis er mal warm ist. Den mußte ich ja am letzten Wochenende noch testen. Aber dafür hab ich auch direkt mal zwei leckere Spargel- Dips ausprobiert *schwärm*

PS: Du könntest mich übrigens mal wieder ins Kino einladen Im Berger läuft immer noch 'There will be blood' im O-Ton...
 
 
Wenn mit Bargeld bezahlt werden muss, macht das sowieso immer Frau N., denn ich hab meist zu wenig davon als alter Bargeldmuffel. Hab da goch kaah Problem mit, schliesslich ist sie meine Frau }:-)
 
 
Auch ne interessante Rollenverteilung. Ich kenne das eher so, daß Frauen kein Bargeld dabei haben und sogar Pfennigsartikel mit Karte zahlen - bevorzugt natürlich immer die die an der Supermarktkasse vor mir steht

Ich selbst bin da mehr ein Bargeld- Freund. Cash nimmt jeder, zumindest offline, und es geht am schnellsten.

Außerdem: Nenn mich altmodisch, aber weder meine Bank noch mein Finanzamt geht es etwas an, wofür ich mein Geld ausgebe.
 
 
sowas hab ich ja noch nie erlebt. ich würde nicht mal auf solche ideen kommen. klar, wenn ich noch schnell aufs wc gehen möchte, dann lass ich schon mal etwas geld am tisch, aber ansonsten hab ich absolut kein problem damit, den anderen offen und für andere sichtbar einzuladen bzw. meinen teil der rechnung selbst zu bezahlen.

ich kenne allerdings männer, die mit so etwas ein ernsthaftes problem haben. für sie muss ein mann die rechnung übernehmen und das zu jeder gelegenheit. völlig absurd in meinen augen. besonders weil ich mich nicht gern aushalten lasse und auch gerne anderen einmal mit einer einladung eine freude mache.
 
 
Ich glaub ich zieh nach Österreich