Mittwoch, 25. Juli 2007
 
Der Staat als Geiselnehmer
Auch wenn ich es richtig finde, daß die bulgarischen Krankenschwestern - endlich - zurück in ihrer Heimat sind und in Freiheit entlassen wurden, finde ich den ganzen Fall ein wenig beklemmend:

- da werden aufgrund von mangelnder Hygiene in einem Krankenhaus 400 Kinder mit einer tödlichen Krankheit infiziert.
- Der Staat als Betreiber des Krankenhauses unterstellt dem Personal Absicht und eine Verschwörung und klagt sie an
- Ohne irgendwelche Beweise werden alle Verschwörer - einige haben ja auch nach intensiver 'Behandlung' gestanden - zu Tode verurteilt
- Spätestens jetzt rauscht es im Gebälk der internationalen Diplomatie und nach langen, zähen Verhandlungen wird ein hollywoodeskes Happy End angebahnt
- Erst wird die Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt, dann werden die Delinquenten in ihr Heimatland 'ausgeliefert' und prompt begnadigt

Jetzt frage ich mich natürlich, was uns diese Werbesendung sagen will.
Darf sich ein Staat also erlauben, was man Terroristen nicht gestattet: Nämlich Bürger fremder Länder festhalten, um Lösegelder zu erpressen. Besonders dann natürlich, wenn diese fremden Länder westliche Länder sind und an einer besseren Beziehungen zu diesem Staat interessiert sind.

Sind Bürger westlicher Staaten allgemein mehr wert oder hätte man den gleichen Aufwand getrieben, wenn es um eine Handvoll Krankenschwestern aus Kamerun oder Venezuela gegangen wäre?

Warum wird ein Staatschef, ein Diktator wohlgemerkt, der jahrzentelang von der feinen Öffentlichkeit gemieden wurde, weil er nicht nur in seinem Land auf die Menschenrechte scheißt, sondern auch den internationalen Terrorismus unterstützte - und zwar zu Zeiten, als Saddam noch der lammfromme Kampfterrier Amerikas war - plötzlich zu einem Freund aller demokratisch gewählten Staatsoberhäupter wird?

Und viel wichtiger eigentlich: Wie kommt diese ganze Aktion bei der einheimischen Bevölkerung an, die ja schon etwas länger unter der Knute von o.g. Staatsoberhaupt leidet und mit keinen diplomatischen Bemühungen aus dem Ausland rechnen darf.

Zu welchen Schlüssen man aber auch immer kommen mag. Für Ghadaffi stellt sich das Ganze als eine Win-Win- Situation dar. Der Gute kann nämlich jetzt ganz gemütlich aus der Terroristen- Schmuddel- Ecke treten, und das auch noch ohne sein Gesicht zu verlieren, oder sich gar bei irgendwelchen ungläubigen Hunden entschuldigen zu müssen. Nein, er hat sich den Eintritt in die 'Achse der Guten' ehrbar nach Art der Vorfahren 'erworben', und nicht nur das: Er hat sich diesen Schritt auch noch fürstlich entlohnen lassen.
Und die Schuld für die Infektionen kann er weiterhin an den Westen abschieben, die mit dieser heroischen Tat quasi ein Schuldgeständnis abgegeben haben.
 

 
irgendwann kommt libyen sicher noch in die eu.
 
 
Irgendwann ist ein weiter Begriff. Und ich finds auch richtig, daß wir gute Beziehungen zu unseren nächsten Nachbarn haben sollten, aber doch bitte nicht, indem wir ihnen so billig zuarbeiten.
 
 
als irgendwann darf gerne nirgendwann sein...war nur so eine assoziation von mir,wegen dem aktuellen billig zuarbeiten.
 
 
Ich persönlich rechne eher damit, daß sich die arabischen Staaten zu einer eigenen Gemeinschaft aufraffen werden.

Danach streben sie schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts, aber wir im Westen haben das mit unseren Interessen immer gut zu verhindern gewußt.
Dabei wäre ein wirtschaftlich starker Orient, so er uns nicht feindlich gesinnt ist (was aktuell nicht vorbehaltlos zutrifft) ein natürlicher Verbündeter Europas.

Allerdings bleibt es abzwarten, wie sich die Geschichte da unten entwickelt. So wie es jetzt ist, wirds nicht bleiben. Entweder wird es eine langsame Entspannung in richtung offener Verhältnisse geben, wie es Marokko aktuell vormacht, oder die Länder werden sich weiter radikalisieren, was weder den heutigen Machthabern noch uns recht sein kann.
 
 
Die Europäer sind beiderseits mehr wert. Auch für die Lybier.
Es ging noch um einen palästinensischen Arzt, der mit angeklagt war. Der sollte aber nicht zum Deal gehören. Also: Man muss ihn zum Bulgaren machen. Einen Tag später war der Mann Bulgare.
 
 
Es wäre aber auch sehr übel gekommen, wenn der Arzt hingerichtet worden wäre und seine, angeblichen, Komplizinnen frei zur Tür herausmarschieren konnten.

Und da die Palästinenser genug eigene Probleme haben als daß sie sich um nen Arzt irgendwo im Ausland kümmern konnten, mußte Bulgarien das auch mit übernehmen.
 
 
wobei:steht eigentlich fest,dass die alle nichts schlimmes gemacht haben?also die kinder da reihenweise nicht infiziert haben?h i vau bekommt man doch nicht von unhygienischen zuständen,zumal wenn man als pflegepersonal verantwortlich ist.ich bin da nicht so gut über die sache informiert.
 
 
Möchtest du wirklich einer Gruppe von 5 Frauen zutrauen, daß sie freiwillig in ein fremdes Land gehen um den dortigen 'Kanackenkindern' eine böse Krankheit zu bringen?

Leider habe ich während meiner überaus flüchtigen Recherche auch nicht herausgefunden, woher die Erreger kommen, aber vielleicht wurde das ja auch gar nicht erforscht. Immerhin scheint sich die Staatsgewalt ja sehr stark darauf konzentriert zu haben, ihre 'Wahrheit' aus den Frauen herauszuprügeln.
Aber nehmen wir mal rein hypothetisch an, Lybien ist ja ein islamisches Land, und in islamischen Ländern gibt es offiziell, weil man ist ja hochmoralisch, eine Aidsquote von Null oder darunter, daß also in diesem hochmoralischen und hochoffiziell aidsfreien Land, durch was auch immer, ein Aidsinfizierter rumläuft - vielleicht hat er es sich durch eine Touristin oder einen Touristen geholt und weiß es selbst nicht, und dieser eine Infizierte unter Millionen hochmoralisch Aidsfreien geht also blut spenden, und schon haben wir den Salat. Denn weil es Aids nicht gibt, werden die Blutspenden nicht, oder höchstens stichprobenweise getestet, dann wird die eine Spende vielleicht nochmal mit 50 oder 100 anderen Spenden gemischt um eine wie auch immer geartet Norm auf Blutzuckergehalt oder rote Blutkörperchen zu erfüllen, und diese Suppe wird dann wieder auf 500 kleine Portionsbeutelchen aufgeteilt und die ganze Charge an ein Krankenhaus geleifert. 1 Jahr später fällt das ganze dann auf, weil die kleinen Kinderkörper dem Virus weitaus schneller zum Opfer fallen als der eine Erwachsene den es ja hochoffiziell immer noch nicht gibt, und der sich, wenn er von seiner Infektion erfährt, sehr hüten wird, das einer Behörde zu melden, denn immerhin lebt er in einem hochmoralischen islamischen Land und könnte mir Repressionen rechnen.

Eine andere Möglichkeit, die noch viel fahrlässiger wäre, aber in Krankenhäusern der Dritten Welt, aber auch im Fixermillieu westlicher Großstädte oft vorkommt ist der Fall daß die Nadeln knapp werden - Budget gestrichen, ein korrupter Beamter hat eine Charge zum Weiterverkauf abgezweigt, etc. Die Schwestern beginnen zu improvisieren, kochen die Spritzen und Nadeln ab, um sie wiederzuverwenden und heizen den Kessel nicht heiß genug oder lange genug an - Es überleben Viren und werden so auf weitere Patienten übertragen.

Nur zwei Hypothesen, mir fielen sicher noch weitere ein.