Freitag, 8. August 2008
 
Murphy auf dem Gepäckträger
So, jetzt ist es doch endlich mal Zeit, von meiner ersten größeren Fahrt mit der reparierten Claudine, den neuen Clickschuhen und dem neuen Sattel anzufangen.
Es war ...interessant. Was jetzt weniger an den vielen neuen Spielsachen lag, die ich ausprobieren konnt. Aber lest selbst:

Fangen wir beim Sattel an: Ich hätte es ja nicht angenommen, aber das wird wohl der Teil sein, der die größte Eingewöhnungszeit brauchen wird. Da hab ich extra einen om gleichen Hersteller bestellt, und dachte dazu, daß es doch eine tolle Idee sei, einen extra Herrensattel zu nehmen, und irgendwie werd ich nicht warm mit dem Teil - mein Hintern übrigens auch nicht. Aber gut, ich hab ihn heut Morgen nochmal nen Tick höher gestellt und dann harren wir mal, ob sich das gibt.

Dann zu den Clickschuhen: Hier fiel die Umgewöhnung relativ leicht. Das Ein- und Ausklicken geht mittlerweile recht flott, auch wenn ich an der ein oder anderen Ampel doch erstmal ins Schwanken komme bevor mir die Eingebung geschenkt wird, doch einfach einen Fuß auf den Boden zu setzen. Ein paar lustig anzusehende Gebenheiten in der Richtung hatte ich jedenfalls schon - ich hoffe, keiner hat sie gefilmt. Ansonsten bleibt zu sagen, daß durch die Halterung plötzlich Muskeln beansprucht werden, die ich bis dato noch nicht kennenlernen durfte - ein ganz neues Gefühl, und manchmal auch etwas widersprüchlich: Die bereits trainierten Trittmuskeln (kann man das so schreiben?) schreien 'fester, schneller' während die noch schwächlichen Hubmuskeln von der Ferse bis zum Oberschenkel nur noch 'ich kann nicht mehr' stöhnen. Beide Muskelgruppen auf einen Kompromiß zu bekommen fällt da schwer, aber letzten Endes haben beide genug Bewegung bekommen.

So, aber was wirklich nervig, also ich meine wirklich wirklich nervig war am gestrigen Tage das waren die Reifen. Ich mußte ja, wegen eines Fauxpas am letzten Montag, das Hinterrad komplett austauschen. Nachdem ich mir das nötige Werkeug um die Ritzel mit auf das neue Rad zu nehmen besorgt hatte, ging die Bastelei los. Da ich den austauschten Schlauch vergessen konnte, kam hinten ein neuer Schlauch rein. Da das Vorderrad in letzter eit ebenfalls häufiger 'Ermüdungserscheinungen' zeigte, tauschte ich auch hier den Schlauch aus - wenn wir schonmal dabei sind und so. Um kompliziert zu machen fiel mir erst beim Tausch auf, daß durch die neue Felge nur ein französisches Ventil durchpaßt, während ich ja eigentlich lieber die Autoventile mag - das geht schließlich schneller mal kurz an der Tanke vorbeizufahren. Aber das ist auch kein Problem, ist ja schnell gekauft, und Adapter in allen Formen und Farben hab ich eh schon.
Nun, da ich ja jetzt unterschiedliche Schläuche verbaut hatte, würde es sich auch empfehlen, beide Schlauchtypen mitzuführen. Denn man weiß ja nie, welches Rad die nächste Panne hat. Für das Vorderrad, Autoventil, hatte ich noch einen Schlauch auf Vorrat, die kamen nämlich im Doppelpack. Für das Hinterrrad holte ich mal schnell noch einen im Baumarkt.
Die ersten kleineren Fahrten - Park, einkaufen - liefen auch erfolgreich, also konnte ich meine erste größere tour für dieses Jahr planen - einmal die Nidda hoch bis Bad Vilbel, und dann mal schauen wie fit ich noch bin. Die Strecke ist hübch, unter der Woche kaum befahren und läßt sich sehr gut fahren. Doch schon auf dem Weg nach Höchst (wo die Nidda mündet) passierte es: Ich halte mal kur still um einen Schluck Wasser zu trinken und meine Kopfhörer aufzusetzen da höre ich ein unmißverständliches Zischen und das Hinterrad geht in die Knie. Das neue Rad, das mit dem Marken- Schlauch (Liebe Franken, falls Ihr das lest: Kauft den scheißladen und stellt bittebitte die Produktion für Fahrradschläuche ein!)
Gut daß ich jetzt so fein in Übung bin, dachte ich mir, stellte Claudine auf den Kopf und begann mit dem Schlauchwechsel. Und gut daß ich das Teil noch gekauft hatte. Irgendwann war ich dann fertig, hatte dem Reifen per Muskelkraft auch ein wenig Luft spendiert und wollte weiterfahren, da fällt mir der undynamische Anblick des Vorderreifens auf - der hatte sich - aus Solidarität oder sonstigem Schwachsinn - mittlerweile auch entlüftet. In sorge darum, daß das einzige Austauschmodell ausgerechnet aus der gleichen Charge Stammt, versuchte ich hier jedoch erstmal Plan B: aufpumpen.
Das ging soweit auch ganz gut. Alle 5-6km wieder frische Luft rein und dann weiterfahren - der neue Schlauch hinten hiel, immerhin. Irgendwann gegen Bald Vilbel ging mir dann aber doch die Geduld aus - außerdem hatte ich den Eindruck, daß sich die Zeiträume, in denen der Reifen nach frischer Luft dürstete, verringerten. Ich entschloß mich also, den Schlauch doch zu wechseln und zu hoffen, daß der neue bessere Dichtigkeit versprach. Dummerweise entschied ich mich auch, gegen besseres Wissen, den alten Schlauch zu entsorgen.
der neue hielt leider noch weniger und war bereits nach 2km wieder leer. Zu dem Zeitpunkt war ich aber bereits mitten in Bad Vilbel und hatte wenig Lust, zurückzufahren und den entsprechenden Papierkorb (in den ich den Schlauch entsorgte, man will ja gut zur Umwelt sein) wieder zu suchen. Allerdings brachte Aufpumpen ebenfalls nichts mehr (also auch nie wieder Discounter- Schläuche...) Da ich aber durch das Zischen und den tyischen, leicht fischigen Latexgeruch recht gut orten konnte, wo das Loch sein mußte, entschied ich mich dazu, mir einen lauschigen Platz im Schatten der örtlichen Burg zu suchen und dort einen Reapraturversuch zu wagen.
Das Loch (Riß trifft es wohl eher, aber egal) war dann auch wirklich schnell gefunden, der Rest war eins. Schlauch aufrauhen, Pflaster auspacken, Vulkanisierlösung drüber und dann fest anpressen. Nach 3-4 Minuten kam der erste 'Aufblastest' - und es schien zu halten. Gut, dann wieder rein in den Mantel, Mantel in die Felge, mehr Luft drauf - und immer noch kein Zischen zu hören. Sehr fein, bliebe nur ein Problem: die kürzeste Strecke gen heim führte natürlich direkt über den Berg. Da ich aber wenig Lust hatte, die Festigkeit meiner Klebeübung über Gebühr zu testen (einmal mußte ich noch pumpen, danach hats dann wirklich gehalten) wollte ich den kürzesten Weg nehmen. Und mal glaube es nicht: kaum hatte ich die Frankfurter Stadtgrenze überschritten stehe ich vor einem ja sowas von gesegneten Fahrradladen, bei dem ich mich dann auch wieder mit Schläuchen eindecken konnte - direkt bei der Friedberger Warte übrigens - bevor mich jemand fragt.
Den geflickten Schlauch habe ich übrigens noch drinnen gelassen und heute an der Tanke auch mal wieder auf ein wenig mehr Druck gebracht - schließlich will ich vom Schweiße meiner Arbeit etwas mehr haben als nur ein ein kostenloses Oberarmtraining.