Montag, 5. Juni 2006
 
Du bist Deu... Achnee, Du gegen AIDS, und ich auch
Freitagabend, ich surfe ganz gemütlich durch Klein- Bloggersdorf, schaue auch bei Bina vorbei, und denke mir 'ist ja nett'. Dabei wäre es mir nie im Leben eingefallen, für eine Behörde (und nichts anderes ist die Unesco) Werbung zu machen. Dann seh ich die gleiche Aktion nochmal beim Biochomiker. Neugierig geworden, schaute ich mir besagte Aktion doch mal an. Soweit so gut. Grade in Afrika gibts laut denen viele AIDS- kranke Kinder, bzw. AIDS- Waisen, denen die Unesco zu helfen versucht. Da kann man ja gar nicht dagegen sein. Also setzt doch bitte Euren Namen auf die Liste, und irgendwie wird sich da was ändern.

Das ist ja einfach, denkt man sich - und tut auch überhaupt nicht weh. Aber wer kriegt eigentlich die Liste? Wird die nach New York zur UNO- Vollversammlung getragen damit die Welt erfährt, was der gemeine deutsche Internetuser unterstützen möchte? Schickt die Unesco eine Abordnung zur Angie, oder landen die einfach nur in der Schublade?

Schauen wir uns doch mal die Forderungen an. Sind wir überhaupt der richtige Ansprechpartner dafür?
Es wird gefordert, spezielle AIDS- Medikamente für Kinder zu entwickeln. Nun, da hat die EU immerhin die Weichen für gestellt - Künftig müssen alle Medikamente auch für Kinder getestet werden. Auch bereits auf dem Markt befindliche Medikamente müssen nachträglich geprüft werden. Zur Belohnung wird der Patentschutz auf diese Präparate verlängert, womit wir bei Punkt 2 wären:
Es wird gefordert, daß die Preise für Medikamente gesenkt werden müssen. Nähern wir uns also dem Eingemachten? Sehr schön, denn dank Patentschutz sind diese nicht gerade günstig, auch wenn die Herstellung nur Centbeträge kostet. Nun könnten die Unesco- Leute aber auch ganz einfach bei ihren Amtskollegen von der WIPO anklopfen, damit die entsprechenden Änderungen im TRIPS- Abkommen gemacht werden, und die Länder der Dritten Welt dringend benötigte Medikamente ohne Lizenkosten herstellen können - die USA tun sowas ja auch, wenn Anthrax im Anmarsch ist. Stattdessen wird ein Wurmfortsatz verklausuliert, der relativ nutzlos ist weil ein gewisser nordamerikaner Staat sofort mit Sanktionen droht, wenn ein Land ihn anwenden will.
Als Drittes sollen Kinder in der Dritten Welt aufgeklärt werden können, wie sie sich gegen die Krankheit schützen können. In dieser Hinsicht haben übrigens die USA schon seit Jahren eine besondere Vorreiterrolle übernommen, Schorsch Dabbeljuh und seine Christenhorde finden AIDS nämlich ganz toll und wollen es zur Durchsetzung ihrer kranken Moralvorstellungen nutzen - auch wenn dadurch millionen Menschen sterben müssen. Nicht schön, aber der Irak- Krieg hat bereits bewiesen, daß dieser Typ einfach bar jeder Vernunft handelt - und daß sein Volk ihn trotzdem wählt.
Kommen wir jetzt aber endlich zum Eingemachten: Die Entwicklungshilfe soll ausgebaut werden. Dabei ist es jetzt laut Unicef einduetig nicht so, daß Deutschland besonders wenig Geld verglichen mit anderen Ländern gibt, aber unser Land gibt wohl weniger als andere Länder an die Unicef - was denen stinkt. Eine Frechheit ist übrigens, daß Bushmerika hier als gutes Beispiel genannt wird (siehe Punkt 3 und die dazu verlinkten Artikel), aber da vermutlich alle Entwicklungshilfeprojekte chronisch unterfinanziert sind, scheint es die Unicef darauf anzulegen, anderen Organisationen das Geld wegzuschnappen.
Wer wirklich etwas gegen die Unterfinanzierung tun will, kann das natürlich auf auf der Website erledigen - da beschleicht mich ja der ganz leichte Verdacht, daß das der eigentliche Hauptzweck der Aktion ist - Aufmerksamkeit zu erregen um Spenden zu kassieren.

Im Endeffekt bleibt einfach ein leicht schaler Geschmack zurück. Die Kampagne will alles und nichts. Die Forderungen sind absolut schwammig formuliert und darauf ausgerichtet, bloß niemandem wehzutun. Die Informationen die man erhält sind lückenhaft - wie wird zum Beispiel die vielerwähnte Aufklärung betrieben? Und die Anbiederung an die Blogger sowie ein paar Fotos prominenter Unterstüzter (incl. Samson aus der Sesamstraße) machens auch nicht grade sympathischer.
Auch wenn ich gerne helfen will, und die internationalen Organisationen leider nicht die Erfolge vorweisen können, die sie sich vorgenommen haben und deswegen weitere Anstrengungen dringend nötig sind, fühle ich mich nicht dazu berufen, ausgerechnet diesen Verein zu unterstützen. Da müssen sie schon noch ein wenig nachbessern.