Sonntag, 7. August 2005
 
Sehr geehrte ... Arschkrampe
Die Regeln im Geschäftsverkehr sind schon sehr komplex. Immer höflich bleiben, keinem vor den Kopf stoßen, immer lächeln - man will ja was verkaufen.

Weil ich genau das nicht kann, bzw. nicht will, nämlich zu Leuten nett sein die ich zum Frecken nicht aussstehen kann, habe ich einen Berufsweg im technischen Bereich angestrebt. Aber auch da gibt es Stellen, bei denen man vermehrt in Feind Kundenkontakt treten darf, und genau so eine habe ich ja vor Kurzem eingenommen. Irgendwer muß den Kunden ja auch erklären, wie sie ihre teure tolle Neuerwerbung bedienen müssen, und dazu ist ein Kaufmann eben nur bedingt für geeignet.
Die meisten sind auch recht umgänglich, denken nach bevor sie etwas tun, bedanken sich für Hilfe und versuchen, ihr Problem ausführlich zu schildern damit man auch weiterhelfen kann.

Und dann gibts auch noch die Einzelfälle: Diejenigen, die es nicht schaffen, vor einer Nachfrage mal in die eigentlich sehr umfangreiche mitgelieferte Dokumentation zu schauen, deren einziges Problem darin besteht, daß sie keine Lust haben selbst zu arbeiten, und die in Emails nichtmal mehr ein förmliches 'Hallo' als Einleitung hinbek0mmen - die also, grob zusammengefaßt die einfachsten Regeln des menschlichen Umgangs nicht beherrschen - zumindst mir gegenüber nicht, und sowas nehm ich ja erstmal persönlich.
Jetzt bin ich aber nicht im Privatleben, wo ich die Mails von so einem mal kurz gen Papierkorb wandernlassen oder mit ein paar Kosewörtern beantworten kann sondern im Job, und da kommts eben auch auf das Geld der weniger netten Kundschaft an...

So hab ich mir denn eine kleine Taktik der Deeskalation angwöhnt: Indem ich mit dem Stock im Arsch schreibe (Incl. 'Sehr geehrter') um auf Distanz zu gehen, ihm zu signalisieren, daß wir noch keine Freunde sind. Überzogene Forderungen bekommt er so auch gleich postwendend mit zurück. Und das Beste daran ist: das ganze liest sich so aalglatt, daß eine Beanstandung schwer möglich ist.
Interessanterweise scheinen sie aber sogar daraus zu lernen. Zwei-, dreimal eine höfliche Arbeitsaufforderung von mir erhalten, läßt die Lust am Fragen vorm Nachdenken bei einigen Gesellen schon nach, und einer hat immerhin schonmal gelernt, auch eine Ansprache in seine Emails einzubauen.
 
Von: ericpp um 02:11hlivekommentieren