Donnerstag, 23. Juni 2005
 
Und nun das Review
Jepp, so sieht Literaturverfilmung aus.

Im Vorfeld hatte ich mir ja schon leichte Sorgen gemacht, ob der Film der gedruckten Vorlage halbwegs gerecht wird oder doch eher fürs Kinderprogramm von SuperRTL geeignet sein wird - bei Disney weiß man sowas im Vorfeld ja nie...
Aber schließlich gabs den Anhalter, bzw. die ersten zwei Bücher ja auch zuerst als Film/Serie - und da die auch heute noch sehenswert ist, könnte man davon ausgehen, daß die Regisseusen sich diese zu Herzen nehmen.
Da sich ein Film nie 100% an ein Buch halten kann, fang ich erst gar nicht damit an, dran rumzunörgeln, denn natürlich fehlte viel, und zum Teil wurden auch ein paar Elemente hin- und hergeschoben. Wichtig ist: Es kam am Ende eine flüssige Story heraus die dem Sinne Douglas Adams entsprochen haben mag (soweit ich das beurteilen kann)

Freunde der alten Serie brauchen sich keine großen Sorgen zu machen, daß dem Anhalter jetzt der gleiche kommerzielle Aufwasch droht wie der Sage um den Röchler und seine Familie. Der Anhalter war schon immer Trash im positiven Sinne und da hält auch der neue Film mit. Aber erstmal gaanz zum Anfang: Um den Zuschauer nicht allzusehr zu erschrecken (und weil alles andere ganz doof gekommen wäre), fängt die Story genauso 80er- Like in einem windschiefen Fertighaus an, wie die alte Serie - die Abreißkolonne, die Bagger, und auch die Kneipe scheint vom gleichen Setdesigner zu stammen. Low Budget? Sicher nicht, aber man hat sich Effekte gespart wo sie eh nur gestört hätten. Doch spätestens beim Auftauchen der Vogonen ist die Vertrautheit vorbei. Denn bei allem was fliegt, haben sich die Designer ausgetobt und Objekte geschaffen, die jeder Physik trotzdend durchs Weltall fliegen.
Die Vogonische Bauflotte besteht aus häßlichen Metallquadern die ganz und gar nicht gelb aber trotzdem häßlich sind, die Herz aus Gold ist ein riesiger Golfball mit einem gigantischen Anus, und selbst die Atomraketen von Magratea sind knubbelig designt. Den Vogel abgeschossen hat man aber bei Marvin, der als kleine pummelige Gestalt mit einem viel zu großen Kopf daherkommt und so automatisch in die traurigstmögliche Position zurückfällt. Damit wären wir auch schon bei den Charakteren. Marvin ist Marvin, Eddie der Schiffscomputer ist Eddie der Schiffscomputer, Arthur darf unter seinem Morgenmantel einen Pyjama tragen, und Ford Prefect ist schwarz - was ja auch irgendwie der Coolness- Logik der letzten zwei Jahrzehnte entspricht. Dafür ist Zaphod Beeblebrox dann auch wieder zu peinlich warum er blond sein darf und seinen zweiten Kopf etwas dezenter angebracht hat als früher - dafür aber umso schockierender. Dafür ist Trillian leicht enttäuschend. War sie in der alten Serie als absolute Zicken-Schlampe etwas übercharakterisiert, mimt sie diesmal zu sehr auf liebes Mädchen das für all das doch gar nicht kann - ein wenig tougher hätte sie sich schon geben können - siehe auch den Schluß.
Humma Kavula kennt man dagegen gar nicht aus den Büchern. Der frischgebackene Widersacher Zaphods und Hohepriester des großen grünen Arklanfalls hats aber faustdick hinter den Ohren und verhift den Helden letztendlich dazu, vor Deepthought zu stehen - die dann allerdings grad keine Zeit für eine Audienz hat.
Natürlich gibts auch ein Wiedersehen mit Slartibartfaß, der, daherstotternd, eine sehr tolle Verkörperung des eigenbrötlerischen Künstlers abgibt, auch wenn er es nicht lassen kann, Arthur an die Mäuse zu verkaufen. Und wie er dem entgeht, dafür müßt ihr dann schon den Film ankucken. Und die Vogonen? Die sind finster, bürokratisch, lesen Gedichte vor und hauen mit Vorliebe Krebse mit dem Hammer platt.

Letztendlich ist das Einzige was die Amis versaut haben, das Ende. Hier hat wohl die Kitschabteiulng zugeschlagen und einen romantischen Schluß durchgesetzt, der einfach nicht paßt - Die Serie lebt davon, daß Arthur Trillian nicht zu nahe kommen kann, und Zaphod mit diesem plumpen Angie- Klon abzulenken wäre bei einem echten Beeblebrox ein Schuß ins Wasser gewesen.

Aber letztendlich: sehenswert!
Und für die nächsten 4 Jahre wünsch ich mir ebensogute Verfilmungen der restlichen Bücher.
 
Von: ericpp um 00:14hlivekommentieren

 
Ah, freut mich, dass er dir gefallen hat.
Ich kann zwar mit den ganzen Charakteren nicht ganz so viel anfangen, da ich bisher nur ein Making Of auf Pro7 gesehen habe, aber jetzt weiß ich wenigstens wie man diese Figuren schreibt. Bei Slarti und Beeblebrox war ich mir da ja nie so sicher.

Am Sonntag werde ich dann mehr über Adams' Universium wissen. Nettes Review! :)
 
 
Wichtiger ist doch, wie sie sind und nich wie sie geschrieben werden.
Und irgendwann möchte ich mal auf ein Konzert von Hotblack Desiato
 
 
Hab inzwischen
ein paar Kritiken gelesen in der Blogosphäre. Fand Deine so ziemlich am plausibelsten bisher. Schließe mich dem Herrn Unfrieden an und sage: Chapeau!
 
 
Danke *rotwerd*