Donnerstag, 14. Oktober 2010
 
Es geht noch weiter mit Easycash
Wer - wie ich - schon die Möglichkeit, daß sie eine Firma jeden einzelnen Einkauf merkt schlimm findet, der sollte sich mal ganz schnell einen Eimer zum Kotzen suchen...

Denn die muntere Firma Easycash aus Ratingen hat noch eine nicht minder muntere Tochter. Die nennt sich Easycash Loyalty Solutions, oder kurz ECLS - und was sich anhört wie eine schwere Krankheit ist auch eine.

Die ECLS hat nämlich die Daten von 14 Millionen Kunden- und Mitarbeiterkarten* gespeichert. Darin eingetragen sind in der Regel Name und Anschrift von allen Kunden.

So und jetzt kommt der Gag:

Jedes Mal wenn jemand für seinen Einkäufe einen kleinen Bonus haben will (bei PAYBACK liegt der momentan bei ca. 1/100. Cent pro ausgegebenem Euro) muß er eine dieser lustigen Kundenkarten vorzeigen. ECLS merkt sich das. Und dann schaut ECLS einfach bei der Mami Easycash nach, ob der gleiche Einkauf mit einer EC- Karte gemacht wurde. Dazu braucht ECLS gar nicht beim Supermarkt nachzufragen. Es reicht voll und ganz aus, Datum und Uhrzeit des Einkaufs und den Kassenbetrag zu vergleichen. Stimmen beide überein dann: Bingo! Werden diese Karte und die Kontonummer verknüpft und ab sofort weiß ECSL immer bescheid, wenn Ihr irgendwo einkauft - egal ob Ihr jetzt mit EC- Karte bezahlt oder eine der verschiedenen lustigen Karten auf den Tisch legt, die Ihr so habt.

Und dann geht ECLS zu seinen Partnern - also den Supermarktketten, Parfümerien oder Baumärkten und kassiert von denen nochmal Geld damit sie denen verraten was Ihr alles so im Laufe Eures Monats gekauft habt und von wem Ihr alles noch eine Bonuskarte in der Tasche hat. Wichtiger aber: Sie haben Eure Adresse, und können Euch fein mit Werbung zuscheißen.
Kennt ja sicher auch jeder, daß er in der Elektro- Apotheke nach seiner PLZ gefragt wird. Das brauchen die in Zukunft gar nicht mehr. Die fragen einfach nach der Kundenkarte und kriegen viel mehr Infos.

Schöne neue Welt, nicht wahr?

PS und kleines Geständnis meinerseits: In der Tat hatte auch der Schutzgeist mal eine Playback- Karte. Irgendwann zwischen 2001 und 2003. Damals gabs von einigen Tochterunternehmen der Metro- Gruppe und von der Tankstelle mit der hirnlosen Werbung noch volle Prozentbeträge. Leider hat der Schutzgeist aber nicht im Sinne der Metros konsumiert, und kam nur alle Feiertage mal zum Shoppen vorbei. Dazu kam dann daß die Tankstellenkette aufhörte zu existieren und die Metros die Prozente senkte. Von da an war die Karte eh nur noch Ballast, irgendwann ließ man sich den stolzen Betrag von 10 Euronen auszahlen und die Karte flog ins Altpapier. Da sich mittlerweile auch das Bankinstitut und die Wohnanschrift geändert haben bin ich mir sicher, zumindest auf dem Playback- Radar nicht mehr präsent zu sein.

Update: Easycash rudert zurück

Kaum wird über unlautere Machenschaften berichtet, schon meldet sich der so getretene Hund zu Wort. In diesem Falle Easycash. Die Jungs geben zwar freimütig zu, das oben beschriebene Geschäftsmodell entwickelt zu haben, bestreiten aber, daß es bisher zum Einsatz gekommen sei.
Mittlerweile waren wohl auch schon ein paar Jungs vom Hamburger Datenschutz vor Ort um zu untersuchen, wie weit die Pläne überhaupt fortgeschritten waren - einen namenlosen Kunden, der den Service bereits bestellt hat gab es wohl.
Ob Easycash/ECLS jetzt einfach nur genug Zeit hatte, den Papiershredder und Format C: zu benutzen, oder ob sie das Projekt wirklich schon vorm Start abgebrochen (wie sie ja behaupten) hatten sei der Vorstellungskraft meiner Leser überlassen.
Ganz so weit wie der Onlinespiegel, der versucht das Ganze zu einem 'vermeintlichen Datenschutzskandal' heruterzuspielen, würde ich aber nicht gehen.
Allein die Tatsache, daß hier eine Firma, an der ich nicht vorbeikommen kann wenn ich eine bestimmte Zahloption nutzen will, so etwas überhaupt in Betracht zieht, bzw. allein die Tatsache, daß diese Firma überhaupt auf die Idee kommt, meine Daten in welcher Form auch immer zu verkaufen zeigt mir doch, daß ich denen nicht über den Weg trauen kann. Würde ich aktuell noch irgendeine Kundenwixwasweißich- Karte benutzen, dann wäre jedenfalls jetzt der Zeitpunkt, die schnellstens zu entsorgen bzw. deren Betreiber aufzufordern, meine Daten zu löschen.
Nicht nur, aber besonders dann, wenn sie von einem der Partner von Easycash oder ECLS ist.

*Laut Website arbeitet ECLS mit so illustren Firmen wie PAYBACK, Max Bahr, MensaCARD, RUNNERS POINT, SPIELE MAX, MasterCard, Adler, K&L, Expert Bening, A.T.U, Douglas oder Rewe zusammen.
 

 
Wie unerfreulich. Ich hab vor einigen Jahre die P-Karte verloren, erhalte immer noch Mails, und frage mich seither, ob irgendein Idiot vielleicht mit meiner Karte weiter eingekauft. Mir aber egal, solange es nicht meine Daten sind. Wollte die Karten, ging aber nicht so einfach.
 
 
Nee, keine Bange. Ich hab auch noch lange nachdem ich die Karte nicht mehr benutzt hab regelmäßig Briefpost von denen bekommen - zumindest zwei Jahre lang, bis ich umgezogen bin.

Abmelden hatte ich erst gar nicht probiert. Dann hätten die sich ja das schöne Porto gespart. Genauso schicke ich ja auch jede Werbung mit falschen Daten ausgefüllt wieder zurück, auf daß die Werbung im eigenen Lager Kollateralschäden verursache.
 
 
Ich habe mich ja allen Versuchen
meiner Frau, mir auch so ein Zahlzurück-Kärtchen aufzuschwatzen, erfolgreich widersetzt (wozu ist man schließlich Berufsparanoiker?). Man ist ja auch ohne das schon nackig genug.

Musste aber dieser Tage in diesem Zusammenhang Kommentare lesen à la, "Höhö, bei ABC zahl ich ja nur mit der Amex und bei XY mit der Visacard...". Da fiel mir nun wirklich gar nichts mehr ein, und ich habe es auch unterlassen, das weiter zu kommentieren, denn so große Löcher in der datenhygienischen Allgemeinbildung kann ich mit meinem kleinen Schäufelchen beim besten Willen nicht zuschippen. Als ob Kreditkartenfirmen nicht auch Konsumprofile weitervermarkten würden, das ist doch deren zweites Standbein neben Transaktionsgebühren und Zinserträgen. Mannmannmann...
 
 
Autsch...

Grade Amex...
Dabei steht das A schon für das Land, in dem es keinerlei rechtlichen Vorgaben für Datenschutz gibt.

Und hatten die nicht mal den Werbespruch, man solle einfach mit seinem Namen bezahlen?
 
 
Ja, genau.
Und den Spruch fand ich schon seit jeher leicht gruselig. Dann ist er doch weg, der gute Name, wenn das der Preis ist, den ich bezahle.

Wobei "keinerlei Vorgaben" auch nicht ganz korrekt ist, aber dass das Thema in den US of A wesentlich laxer gehandhabt wird als hierzulande, stimmt natürlich.
 
 
Wesentlich laxer ist schonmal gut zusammengefaßt. Ich glaub das Einzige was sie nicht verkaufen dürfen ist die Kreditkartennummer. Ansonsten zählen die Daten die das Konsumvieh der Kunde bei einem Onlineshop hinterläßt direkt mal zum Inventar und werden im Fall der Abwicklung auch ganz selbstverständlich an den Meistbietenden verhökert.