Freitag, 27. Oktober 2023
 
Microsoft oder Google: Welches Haus macht verrückter?
Der Junior nähert sich rasant der Vollendung des zehnten Lebensjahres, und wünscht sich, was sich beinahe jeder Heranwachsende wünscht: Minecraft. Natürlich in der Java- Version, weil Microsoft wohl irgendwas in der neu geschriebenen Bedrock- Variante falsch gemacht hat. Man frage mich bitte nicht, ich habe lange genug versucht, ihn mit der freien und kostenlosten Alterrnative Minetest zu fesseln, aber er mag halt das Original haben.

Nun wäre das kein großes Problem, wenn es das auf Steam zu shoppen gäbe. Nächsten Sale abwarten, zuschnappen, und giften. Ein Konto für die Dampfplattform hat er bereits, und kennt sich damit aus.

Nur gehört Minecraft zum Hause Microsoft, und da fangen bekanntlich die Probleme an. Denn die stellen zwar mittlerweile das gefloppte Diablo 4 auf Steam, oder Age of Empires, aber doch nicht ihr Vorzeigeprodukt Minecraft. Nein, das bekommt man käuflich (über andere Wege des Erwerbs habe ich mich nicht informiert) nur zur Aktivierung bei Microsofts Xbox- Dienst. Und natürlich gibt es die gute Java- Version auch nur noch im Zwangsbundle mit der schlechten Bedrock- Ausgabe. Aber gut. Immerhin kann ich den Profit der Redmonter noch dadurch schmälern, daß ich das Game nicht mit meiner nicht existierenden Kreditkarte in deren Shop erwerbe, sondern zum gleichen Preis bei den Amazonen als der Nachbarschaft.

Dann sollte die Aktivierung des Codes doch ein Leichtes sein oder. Einmal bei Xbox ein Konto erstellen, und dann juppheidi. Aber nope: um dem gewissenlosen Großkonzern Microsoft neben weniger Umsatz auch weniger Daten zur Verfügung zu stellen, entscheide ich mich dazu, erstmal ein Konto bei der Datenkrakenkonkurrenz von Google zu erstellen, um im zweiten Schritt darüber eine Anmeldung bei der Xbox vorzunehmen. Das braucht der Bub eh in einigen Monaten, wenn er einen mobilen Fernsprecher erhält, und wenn man es schon nicht vermeiden kann, persönliche Daten an gewissenlose Großkonzerne zu geben, dann kann ich sie nach dem Motto "Teile und Herrsche" doch vielleicht wenigstens unter diesen aufteilen.

Das Problem, wenn man mittels Webbrowser ein Konto für seinen Nachwuchs bei Google anlegen will ist jedoch, daß Google dann entweder trotzdem das Geburtsdatum eines Erwachsenen haben möchte, oder aber daß sich ein Elternteil bei Google verifizieren soll. Mit einer derart antiken und gleichzeitig durchschauberen Verifizierungsmethode, daß ich gleichzeitig lachen und reihern wollte: mit einer Kreditkarte. Tja liebe Google's, diese habe ich vor zwei Jahren abgeschafft, nachdem meine Bank die Kostenlosigkeit aufhob. Ich hab sie seitdem auch nicht vermißt, wozu gibt es Paypal. Nachdem es auch mit dem Trick, erst ein erwachsenes Datum anzugeben und es dann herunterzusetzen nicht funktionierte, habe ich den Rückwärtsgang angetreten, den ganzen Rotze wieder gelöscht und auf Wiedervorlage bei Anschaffung eines Mobilfernsprechers verschoben.

Nach dem Motto: Was bringen die besten Jugendschutzeinstellungen, wenn man Eltern nicht erlaubt, diese zu nutzen?

Dann also direkt ein Microsoft- Konto Na wenn's denn sein muß. Microsoft verlangt keine Kreditkartendaten, sondern läßt mich das Konto des Junioren - mit diversen Nerv- Dialogen, aber ansonsten anstandslos einrichten. Ich setze nochmal ein paar Jugendschutzoptionen, damit er nicht direkt das ganze Internet leerkauft. Am Ende ist aber nicht der Junior angemeldet, sondern ich.

Ich melde mich also ab, klicke den Redeem- Link auf der Amazonen- Seite, ein neues Fenster geht auf, und ich soll Minecraft auf mein Konto registrieren. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, ich schließe den Browsertab, öffne einen neuen, melde mich erneut an, melde mich erneut ab, melde den Junior an, dann drücke ich erneut den Redeem- Button: Diesmal ist gar keiner angemeldet, weil diese Redeem- Seite nicht mit Microsoft- Seite geredet hat. Aber eben schon. Warum?
Noch lustiger: Da ist auch keine Anmeldefunktion. Ich ergoogle als die Seite der Xbox- Dienste, melde mich dort mit dem - richtigen, dem des Junioren! - Konto an, muß ihm nochmal einen Gamertag geben den er für den Rest seines Lebens im Xbox- Universum tragen wird (wechsel besser zur Playsi solange es noch geht), wechsel erneut zu den Amazonen um den Redeem- Button auszulösen. Diesmal funzt es, ich bestätige nochmal, daß ich keinen Widerruf mehr haben will, und das Minecraft Java und Shitrock Edition ist in der Bib. War ja gar nicht so schwer. Doch wo ist der Download- Button für den Installer?

Uppsi, den gibt es nicht. Stattdessen sagt mir der Button, ich könne das Spiel über eine "Xbox App" installieren. "App" ist für mich ja immer noch ein Kürzel für Programme, die nicht auf richtigen Computern laufen sondern auf Geräten von Apple. Sonst hießen die Programme ja "Micro". Oder?

Leider war diese Xbox- Seite nicht in der Lage, mich die Xbox- App herunterladen zu lassen. Denn die gibt es - natürlich! Exklusiv!! Wo auch sonst - im Windows Store, also diesem schrecklich sortierten, unattraktiven Praystore- Abklatsch, der bei Windows mit drin ist und den ich sonst nie benutze. Und wo ordentliche Spieleshops wie Steam, Gog oder wegen mir auch Epic sich freuen, wenn man deren Launcher herunterlädt, fühlt sich Microsoft geil dabei, einen erstmal in den Windows- Store zu chicken.

Der Windows Store verlangt - natürlich!!! - erstmal eine Anmeldung. Da ich im Konto des Junioren bin, gebe ich natürlich seine Anmeldedaten ein. Den Xbox- Launcher konnte ich recht schnell ergooglen, doch bei der Installation sagte mir der Shop erstmal, daß er meine Eltern fragen wird ob ich das überhaupt darf. Okay, damit wären die Jugendschutzeinstellungen des Microsoft- Kontos also schonmal getestet. Und ich schnappe mir erstmal wieder den Browser, melde Junior dort ab und mich wieder an. Die Mail mit der Erlaubnisanfrage ist dann schnell gefunden und bestätigt. Der Shop kann der Xbox- Launcher endlich installieren.

Beim Start möchte der Xbox- Launcher erstmal wissen wer wir sind - so als hätten wir das nicht schon 100-mal eingegeben. Aber okay: Once again die Anmeldedaten des Juniors eingeben, dann die Bib suchen, und feststellen, daß es drei Produkte gibt: Ein Minecraft ohne Zusatz, das muß dann wohl die Kackrock- Edition sein, eine Java Edition und einen Minecraft Launcher.

Toll gemacht Microsoft: Ihr schickt mich in einen Shop um einen Launcher zu installieren, der einen Launcher installiert, der ein Spiel starten soll. Das man nur im (nicht gerade günstigen, wir reden hier von einem Programm das seit 15 Jahren auf dem Markt ist) Bundle mit einer schrottigeren Version desselben erwerben kann. Um eure Unbeliebtheit müßt ihr euch für die nächsten Jahrezehnte keine Gedanken mehr machen. Die ist gesichert.

Um jetzt aber gar nichts mehr falsch zu machen habe ich direkt mal alle 3 Produkte installiert, nicht ohne vorher noch flott das Temurin OpenJDK zu installieren, denn wer weiß, was Microsoft sonst getan hätte. Auszutesten, ob sie mir eine veraltete Version von Oracle, oder gar gar kein Java installiert hätten, darauf hatte ich dann doch keinen Bock.

Zum Abschluß kam dann noch der Test, ob alles Funzt. Der direkte Start von Minecraft Java führte, wie erwartet ins Nirvana, man muß also wirklich erstmal den Minecraft Launcher starten und erst der bietet einem die Möglichkeit, Minecraft Java zu launchen.

Und Minecraft Java fragt als allererstes - natürlich!!!! - nochmal nach den Anmeldedaten. Da soll noch einer sagen, daß Microsoft nicht konsequent alles verkackt, was dem User Komfort bringen könnte.
Das Risiko, ein Game zu starten wollte ich jetzt allerdings nicht mehr eingehen, ich spüre bereits, wie sich der Wahnsinn zwischen meinen Ohren seine Bahn sucht und zum Eskalieren anse

Nachtrag: Wie das so bei Wixervereinen der Fall ist. Heute konnte sich der Junior dann plötzlich nicht mehr an Minecraft anmelden. Angeblich wäre das Konto mißbraucht worden. Vermutlich als Wixvorlage für deren CEO Satya Nutella oder so. Um das Konto wieder zu entsperren haben sie mir meine Handynummer abgenötigt sowie eine zweite Emailadresse.
Eigentlich hätte mir das bewußt sein müssen, die Wixer hatten so bereits zwei Konten, die ich mal für meine Mutter angelegt hatte um ein wenig zu skypen, lahmgelegt. Wir hatten das Thema dann unter "Satz mit X" abgelegt, aber falls irgendwann mal die Mailadressen im Billyverse knapp werden: Ich bin unschuldig.
Soviel aber dazu, ob ich es bereue, Microsoft Geld geschickt zu haben. Jetzt bleibt nur zu hoffen, daß der zweite Junior mit ein paar geilen Steam Games zufrieden ist, weil diese Tortur ein weiteres Mal durchzumachen, das möcht ich mir doch gern ersparen.
 
Von: ericpp um 01:52hnervkommentieren